Konterguerilla auf frischer Tat ertappt

protestTürkei: Staatliche Bombenleger in kurdischer Stadt enttarnt. Ankara schickt Sonderermittler in den Südosten
Die Bevölkerungsproteste gegen Anschläge der türkischen Konterguerilla in der südostanatolischen Provinz Hakkari dauerten auch am Wochenende an. Indes entsandte die Regierung in Ankara zwei Sonderermittler in die entlegene kurdische Kleinstadt Semdinli. Diese sollen die Hintergründe des Bombenattentats auf eine Buchhandlung klären, bei dem in der Nacht zum Donnerstag ein Mensch getötet und 15 weitere verletzt wurden. Allerdings scheint die Sachlage schon jetzt eindeutig: Passanten war es gelungen, die fliehenden Attentäter zu stellen. Ihre Ausweise wiesen sie als Unteroffiziere des türkischen Militärgeheimdienstes JITEM aus. Der dritte war ein von ihnen angeleiteter Überläufer aus der PKK (Arbeiterpartei Kurdistan) namens Veysel Ates.

Im Kofferraum des auf einen Jandarma-Mann zugelassenen Fluchtwagens fanden Einwohner von Semdinli neben Handgranaten, Kalaschnikows und Munition einen Plan mit Anschlagszielen sowie Todeslisten mit Namen von 105 Personen, die angeblich die PKK/ KONGRA-GEL unterstützen und als Milizen tätig sind. Der Name des beim Anschlag unverletzt gebliebenen Eigentümers des Buchladens »Umut« (Hoffnung), Seferi Yilmaz, stand rot markiert an erster Stelle. Als Angehöriger der PKK-Guerillaeinheit, die am 15. August 1984 den bewaffneten Kampf in den kurdischen Gebieten der Türkei einleitete, hatte er 15 Jahre im Gefängnis verbracht. Nurten Tarhan, eine Delegierte der neugegründeten »Bewegung für eine demokratische Gesellschaft«, deren Haus vor zwei Wochen bei einem Anschlag beschädigt wurde, fand sich ebenso auf der Liste wie Bürgermeisters Hursit Tekin sowie einige der kurdischen DEHAP-Partei nahestehende Stammesführer.

Mit Schüssen auf die Menge versuchte ein Soldat am folgenden Tag, die Untersuchung des Fluchtwagens durch einen Staatsanwalt zu verhindern. Wieder wurde ein Passant getötet. Die Bevölkerung errichtete daraufhin Barrikaden und stürmte eine Polizeistation. In mehreren kurdischen Städten sowie vor dem türkischen Innenministerium in Ankara kam es in den vergangenen Tagen zu Protesten. In der Provinzhauptstadt Hakkari wurden einige Menschen verletzt, als die Polizei mit Tränengas und Schußwaffen gegen eine Protestdemonstration mit rund 3 000 Teilnehmern vorging. Zur Beerdigung der Getöteten strömten am Freitag rund 10 000 Menschen aus der ganzen Provinz in Semdinli zusammen.

In den vergangenen Monaten wurden in der Provinz Hakkari fast 20 Anschläge verübt. Sie blieben allesamt unaufgeklärt. Nach Presseberichten sollen die Offiziere auch einen Autobombenanschlag vor einer Militäreinrichtung in Semdinli, bei dem am 1. November 23 Menschen verletzt wurden, verantwortlich sein. »In dieser Region wird alles, was passiert, der PKK zugeschrieben«, meint der Parlamentsabgeordnete Esat Canan von der kemalistischen CHP im Interview mit dem Sender BBC. Es sei allerdings »seit jeher bekannt«, daß »ein großer Teil der Vorfälle« nicht den aufständischen zuzuschreiben ist. Canan befürchtet nun eine Vertuschung der Ereignisse von Semdinli, da die zwei im Fluchtfahrzeug gestoppten Unteroffiziere inzwischen aus der Haft entlassen wurden. Am Freitag detonierte erneut eine Bombe unter dem Wagen eines Staatsanwalt in der Stadt Silopi – wohl zur Einschüchterung der Justiz. Verletzt wurde niemand.

Derweil hat die Bevölkerung selbst die Aufklärung des Verbrechens in die Hand genommen. Kurdische Internetseiten veröffentlichten einige der bei den Attentätern gefundenen Dokumente. Guerilla-Kommandant Bahoz Erdal kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur ANF an, die kurdischen Volksverteidigungskräfte würden angesichts der »schmutzigen Angriffe« in Semdinli nicht schweigen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, der Guerilla Informationen zu liefern. [...]

quelle: junge Welt

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